Schulabsentismus
Schulabsentismus ist ein oft unterschätztes Phänomen mit vielen Facetten und schwerwiegenden, langfristigen individuellen und gesellschaftlichen Folgen. Es beschreibt das wiederholte oder dauer-
hafte Fernbleiben einer Schülerin oder eines Schülers vom Unterricht oder von schulischen
Anforderungen.
Wenn Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule gehen, stellt dies Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen,
oft auch die Helfersysteme und die Kinder und Jugendlichen selbst vor große Herausforderungen. Tendenziell lässt sich sagen, dass aktuell zwischen 5 – 10% der Schülerinnen und Schüler der Schule fernbleiben (Walter & Döpfner, 2020). Aktuell besuchen ca. 11 Mio. Kinder und Jugendliche die Schule (Statistisches Bundesamt, 2020), was bedeutet, dass bis zu 1 Mio. Schülerinnen und Schüler der Schule regelmäßig fernbleiben.
Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen ist oft eine Reaktion auf ungelöste Probleme und Konflikte im schulischen und/oder familiären Umfeld. Deswegen ist es wichtig bereits bei ersten
Anzeichen von Schulabsentismus von schulischer Seite zu reagieren! Durch frühzeitig abgestimmte Interventionen zwischen Schule und Erziehungsberechtigten können Entwicklungsschwierigkeiten, Leistungsabfälle, Ausgrenzungen, Schulabbrüche und Chronifizierung des unerwünschten Verhaltens effektiv entgegengewirkt werden.
Die Videoclips und die verlinkten Handreichungen sollen für das Thema sensibilisieren und praxisnahe Hilfestellungen für den Umgang aufzeigen. Hier können Sie die Handreichungen downloaden:
Türöffner
Folgende Kernaspekte sehen wir als wesentlich an, um erfolgreich mit dem Thema Schulabsentismus umzugehen.
Frühzeitig reagieren:
Kinder brauchen Strukturen. Je früher diese vorgegeben und aufrechterhalten (kontrolliert) werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich schulabsentes Verhalten manifestiert. Kontrolle und Dokumentation der Abwesenheit ist sehr wichtig und verschafft Ihnen einen Überblick.
Beziehung:
Kinder und Jugendliche können sich (genauso wie Erwachsene) nur dann öffnen und helfen lassen, wenn die Beziehung stimmt, d.h. wenn Vertrauen und Wertschätzung vorhanden sind. Wichtig ist dem Kind zu signalisieren, dass Interesse an ihm besteht und dass man es gerne unterstützen möchte.
Gemeinsam zum Ziel:
Kooperatives Handeln trägt zum Erfolg bei. Aktivieren Sie mögliche Helfersysteme (z. B. Schulsozialarbeiter, Jugendamt, Schulpsychologe, FBZ) und erstellen Sie mit der Schule oder im Arbeitskreis eine Liste mit möglichen Ansprechpartnern Ihrer Region. Durch Absprachen und Aufteilung der Aufgaben erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, den Fall im Blick zu behalten.
Lernstände sichern:
Durch Fehlzeiten entstehen Lernrückstände, die wiederum eine Hürde für den Schulbesuch darstellen können. Überprüfen Sie: Wo steht das Kind? Braucht es noch Unterstützung? Wo kann es diese Unterstützung erhalten (im Unterricht, Nachhilfe)? Dies sollte am besten in Kooperation mit Eltern und anderen Lehrkräften geschehen.
Lösungsorientierung:
Nachdem einige Ursachen des Schulabsentismus identifiziert wurden, ist es wichtig den Fokus auf individuelle Lösungen zu richten und nicht im Problem zu verharren. Hierzu sollten zielorientiert Maßnahmen geplant, kleinschrittig umgesetzt und in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Was hat schon funktioniert? Was muss evtl. noch beachtet werden?